Aus dem Philips Fernseh-Taschenbuch 1973
Die dritte Generation : 1973 - Das Philips K9-Farbchassis mit Modultechnik und Transistorbestückung
Modultechnik ist bereits im bewährten Philips K8 D-Chassis anzutreffen, wird also seit 1970 zur Arbeitserleichterung des Servicepersonals verwendet. Als bekanntester Typ dieser Baureihe enthält der „Goya 110 Luxus" sieben steckbare Module, und zwar VHF-Tuner, UHF-Tuner, Abstimmschublade, Zeilenablenk-transformator, Hochspannungstransformator, Horizontal konvergenz-Verstärker und Synchrondemodulator TAA 630.
Bei dem jetzt auf den Markt gekommenen Philips Farbfernsehgerät „Goya" (Typ D 26 K4260) wurde die Modultechnik konsequent weiterentwickelt. Das neue Chassis K9 ist komplett transistorisiert und mit insgesamt 13 steckbaren Modulen ausgestattet (Bild 1). Es stellt damit die dritte Generation in der Reihe der Philips Farbfernsehempfänger dar und wird auch im neuen 56cm-Farbgerät „van Gogh" verwendet.
Der Aufbau des neuen Chassis entspricht den Anforderungen, die man an eine fortschrittliche Konstruktion dieser Klasse stellen kann: servicefreundlicher Aufbau, Steigerung der Zuverlässigkeit und Erhöhung der Betriebssicherheit. Das Chassis ist in sechs Elektronik-Systeme aufgeteilt, deren Module insgesamt zehn integrierte Schaltungen enthalten.
Die Module sind mit hartvergoldeten Longlife-Steckkontakten ausgerüstet (Bild 2) und damit über Jahre hinaus korrosionsfest und kontaktsicher. Das „kalte" Chassis hat eine Leistungsaufnahme von nur 170 Watt.
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Mechanischer Aufbau
Beim Abnehmen der Rückwand fällt dem Techniker bereits ein ins Auge springender Unterschied zu früheren Geräten auf, denn es gibt keine Schraubverschlüsse mehr. Die Rückwand klappt nach dem Einführen des Schraubenziehers in die seitlichen Öffnungsschlitze der Halterungen sofort auf und kann ohne Mühe abgenommen werden (Bild 3).
Das Chassis ist in zwei große gedruckte Schaltungsplatten aufgeteilt, die von stabilen Chassisrahmen gehalten werden (Bild 4). Rechts ist die „Kleinsignalplatte" und links die „Großsignalplatte" angeordnet, in der Mitte befindet sich das geschirmte Schaltnetzteil. Nachdem die beiden Befestigungsschrauben am unteren Rand der Chassisrahmen gelöst und die oberen Schnäpper geöffnet sind, lassen sich beide Chassisrahmen bis 180° ausschwenken, so daß die gesamte Schaltung frei liegt. Es gibt keine verbauten Winkel, und alle Bauelemente sind mit genügend Platz und Abstand angeordnet, so daß man ohne Schwierigkeiten Messungen durchführen bzw. das Auswechseln von Einzelteilen vornehmen kann.
Die mit einer Frequenz von rund 18,5kHz arbeitende Netzteilschaltung wurde in einem Abschirmgehäuse untergebracht, um unerwünschte Strahlungen zu unterbinden. Das Öffnen des Netzteilgehäuses ist einfach: Auf leichten Fingerdruck springen die beiden seitlichen Verriegelungen heraus (Bild 5), die vordere Abschirmplatte kann nach dem Lösen zweier Schrauben abgenommen werden, und danach läßt sich das gesamte Netzteil auf Schienen aus seiner Halterung herausziehen (Bild 6). Da auf dem Netzteil die gesamte Steuerelektronik in einem Modul zusammengefaßt ist, können auch hier bei Reparaturen durch Austausch des Moduls eventuelle Fehler leichter festgestellt werden.
Bild 7 bis Bild 9
Rechts neben der Bildröhre liegt die Konvergenzplatine mit ihren Reglern und dem davor liegenden Bedienfeld. An der Gerätevorderseite werden nach dem Zurückschieben des Namenszugs „Philips" (Bild 7) zwei Schrauben für die Befestigung frei, nach deren Lösen man das gesamte Bedienfeld nach vorn kippen kann (Fotos in Bild 8). Die Konvergenz ist daher bequem von vorn einstellbar (Bild 9). Für Reparaturen an der Konvergenz, an den Tasten oder Potentiometern kann die Platine hochgeklappt werden (Bild 10). Die gesamte Potentiometerplatte rastet mit einem Schnappverschluß in der Frontplatte ein. Zum Herausnehmen dieses Potentiometermoduls braucht man die Schnappverbindung nur mit einem Schraubenzieher zu öffnen.
Die Bilder - geparkt !
Bild 1 Das K 9-Farbchassis
Bild 2 Die Steckkontakte der Module sind hartvergoldet.
Bild 3 öffnen der Rückwand.
Bild 4 K 9-Chassis mit eingeklappten Platinen.
Bild 5 Lösen der Arretierung am Netzteil.
Bild 6 Herausgezogenes Netzteil.
Bild 7 Abnehmen des Namenszugs.
Bild 8 Lösen der Schrauben und Ausschwenken des Bedienteils.
Bild 9 Bedienteil mit rückseitiger Konvergenzplatte.
Bild 10 Bedienteil mit hochgeklappter Konvergenzplatte.
Bild 12 Arretierte Kanalwähler.
Bild 13 Steckbares Kanalwähler-Modul.
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Weitere Ausschnitte aus dem Artikel
NF-Verstärker und Endstufe
Der Signalweg führt vom Lautstärkeregler über zwei antiparallel geschaltete Dioden, die zur Überschlagsicherung dienen, zum Vorverstärker und von dort über den Treiber zur Hochvolt-Endstufe mit zwei Transistoren BD 232. Diese sind als Komplementär-Endstufe geschaltet und liefern eine Ausgangsleistung von 5W. An den Tonausgangsübertrager mit Schutztrennung sind der Lautsprecher und die Anschlußbuchse für Zweitlautsprecher an der Rückwand angeschlossen.
C) Das Netzteil (aus Fernseh-Taschenbuch 1973)
Die Versorgung des K 9-Chassis geschieht durch eine stabilisierte und kurzschlußfeste Ausgangsspannung von 155 V (Bild 30). Bei einem Strom von ca. 0,95 A entspricht dies einer Wirkleistung von 150 Watt, die von einem Transistor-Schaltnetzteil mit einer Verlustleistung von nur 23 Watt geliefert wird.
Bild 30 oben zeigt das Blockschema, wonach parallel zum Netzeingang die automatische Entmagnetisierungsschal-tung liegt. Nach Gleichrichtung und Siebung wird die Gleichspannung von 300 V periodisch durch den Schalttransistor BU 126 auf eine Speicherdrossel geschaltet.
An der Spule entsteht dabei ein Spannungsabfall von 145 V, so daß die Ausgangsspannung 155 V beträgt.
Bei einer Schaltfrequenz von ca. 18,5 kHz schließt im Nominalfall der Schalttransistor nach 50% der Periodendauer. Die in der Speicherdrossel enthaltene Energie würde mit der Streukapazität in eine schnelle Ausgleichsschwingung übergehen, wenn nicht die Diode BYX 55 sofort öffnen würde, sobald ihre Katodenspannung kleiner als 0 V wird. Über diese Seriendiode wird dann die in der Spule gespeicherte Energie in den Kondensator C2 geleitet (Stromrückgewinnung).
Durch eine veränderbare Einschaltdauer des Schalttransistors BU 126 kann die zugeführte Energie geregelt und damit die Ausgangsspannung beeinflußt werden. Zur Stabilisierung wird ein Teil der Ausgangsspannung dem Regelverstärker im Modul U 190 zugeführt: die Abweichung gegenüber der Bezugsspannung eines TAA 550 führt über den Impulsbreitenmodulator mit der BR 101 zu einer Verlängerung oder Verkürzung der Einschaltdauer des Schalttransistors BU 126. Der 18,5-kHz-Oszillator mit einer nachfolgenden Impulsformerstufe triggert den Impulsbreitenmodulator.
Im Kurzschlußfall wird zur Strombegrenzung von einem in Reihe mit der Diode BYX 55 liegenden Widerstand (0,56 Ü) die BR 101 in der Überstromsicherungsstufe geöffnet, wenn der Strom am Ausgang größer als 1,5 A wird. Der Diodenstrom der BYX 55 ist proportional dem Ausgangsstrom, weil die Diode durch die Stromrückgewinnung durchschnittlich zu 50 % an der Leistungsbilanz beteiligt ist.
Wenn die Überstromsicherung anspricht, wird der Treibertransistor BSX 21 voll aufgesteuert und damit der Schalttransistor BU 126 voll gesperrt. Bedingt durch die Zeitkonstante aus R, L der Speicherdrossel und C2 wird jetzt der Strom im Kurzschlußfall abnehmen, weil der Schalttransistor BU 126 keine neue Leistung nachliefert.
Nach ca. 0,9 Sekunden ist dieser Entladevorgang so weit abgeklungen, daß die Überstromsicherung wieder zurückschaltet und der Treibertransistor BSX 21 seinen normalen Arbeitspunkt einnimmt und der Schalttransistor BU 126 neue Leistung liefert. Besteht der Kurzschluß weiterhin, spricht die Überstromsicherung sofort wieder an und unterbricht die Leistungszufuhr aufs neue. Es handelt sich hier also um eine automatisch arbeitende, selbstprüfende Sicherung.
Die strombegrenzende Eigenschaft dieses Schaltnetzteils wird auch zum Schutz gegen Überspannungen ausgenutzt. Parallel zur Versorgungsspannung ist hierzu über einen Widerstand von 5 Ohm der Thyristor BT100 geschaltet. Wird die Spannung am Ausgang des Netzteils zu hoch, zündet der BT 100 über die Zenerdioden bei einem Gesamtspannungsabfall von 165V und schließt das Netzteil kurz.
Wie schon bei der Horizontalendstufe beschrieben, wird auch der Fußpunkt des Verdreifachers mit dieser Schaltungsanordnung verbunden, so daß bei Bildröhrenüberschlägen das Netzgerät gleichfalls kurzgeschlossen wird.
Durch das Kurzschlußverfahren kann die Spannungswelle sehr schnell abgebaut werden, und man erreicht wirksamen Schutz der empfindlichen Halbleiterbauelemente. Die selbsttätige Aufprüfung des Schaltnetzteils sorgt dafür, daß nach 0,9 Sekunden das Netzgerät wieder normal arbeitet, wenn die Überspannung nicht mehr vorhanden ist.
Wenn dieses Schaltnetzteil auch im ersten Augenblick etwas aufwendiger erscheint als ein normales Thyristor-Netzteil, so sind doch die Eigenschaften der Überspannungssicherung und Kurzschlußfestigkeit sehr ideal und kaum mit anderen Schaltungen zu realisieren.
Es geht weiter mit der Sattelspulen-Ablenkeinheit
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