Aus dem Philips Fernseh-Taschenbuch 1973
Die Entwicklung des Inland-Fernsehgerätemarktes in Zahlen und Tabellen (Fernseh-Taschenbuch 1973)
In der 1967 herausgekommenen 5. Auflage des Philips Fernsehtaschenbuches brachten wir eine aufschlußreiche Abhandlung über den damaligen Stand des Fernsehgerätemarktes. 15 Jahre Schwarzweißfernsehen wurden anhand von Zahlen und Tabellen analysiert, wobei durch Vergleiche mit anderen Ländern und Konsumgütergruppen sowie eine gesonderte Betrachtung der Erst- und Zweitmärkte auch der Trend der nächsten Jahre angedeutet wurde. Das Farbfernsehen stand damals zwar schon in der Tür, aber es konnte in die Marktbetrachtung natürlich noch nicht einbezogen werden.
Die heutige Analyse enthält auch die »Farbfernsehjahre« und gibt dem Leser interessante Informationen über die sehr positive Entfaltung auf diesem Gebiet der Unterhaltungselektronik. Als Voraussage schrieben wir 1967 über das Farbfernsehen u. a.: »Sehen wir also der Zukunft mit großer Zuversicht entgegen.
Unser Farbfernsehgeschäft beginnt mit einer Gerätetechnik, die der amerikanischen des Jahres 1966 ebenbürtig, zum Teil sogar überlegen ist. Aus den Fehlern der USA-Entwicklung haben wir gelernt. Wir werden keine Durststrecke wie im amerikanischen Farbfernsehen erleben.« Wir alle wissen, wie exakt dies von der Wirklichkeit bestätigt wurde.
Einige Zweifel konnte man dagegen zum damaligen Zeitpunkt über die Aussichten des Schwarzweiß-Fernsehmarktes hören, den mancher doch wohl schon als »Leidtragenden« einer allzu schwungvollen Farbfernsehbegeisterung sah. Wir glaubten nicht an diese Tendenz und meinten damals, daß wir bestimmt in den vor uns liegenden fünf Jahren noch ein ganz bedeutendes Schwarzweißgeschäft haben würden. Heute - nach Ablauf dieser Zeit - kann man mit großer Zufriedenheit auch auf den Schwarzweißbereich des Fernsehmarktes zurückblicken. Er wird auch zukünftig noch ein wichtiger Faktor bleiben.
Fernsehgeräteproduktion (Fernseh-Taschenbuch 1973)
Die Graphik in Bild 1 zeigt den Verlauf der Inlandsproduktion während der letzten zwei Jahrzehnte. Ab 1967 ist sie unterteilt in Schwarzweiß- und Farbgeräteanteile. Man erkennt deutlich den kurzen Einbruch der Schwarzweißproduktion im Einführungsjahr des Farbfernsehens, der aber im darauffolgenden Jahr sofort wieder ausgeglichen wurde und sich auch 1969/70 auf dieser (Rekord)-Höhe halten konnte.
Bemerkenswert ist nämlich, daß überhaupt nur 1965 eine höhere Schwarzweißproduktion zu verzeichnen war! Selbst im letzten Jahr lag die Anzahl der gefertigten Schwarzweißgeräte mit 1,90 Millionen Stück trotz der 1,54 Millionen Farbgeräte noch auf der Höhe der 63er-Inlandsproduktion.
Zum Vergleich wurde in Bild 1 außerdem die Kurve der Inlandsfertigung von Personenwagen und Kombifahrzeugen eingetragen. Es ergeben sich verblüffende Ähnlichkeiten sowohl im Verlauf als auch in der Stückzahl. Beide Kurven spiegeln den Konjunkturablauf wider: die Rezession von 1966/67 und der Verfall der Fernsehpreisbindung im Anfang der 1960er-Jahre sind deutlich zu erkennen.
Eine steigende Produktion hochwertiger Konsumgüter kann aber nur abgesetzt werden, wenn der Käufer über ein entsprechendes Einkommen verfügt. In Bild 2 ist die Einkommenssituation der vergangenen Jahre für einen Vierpersonen-Haushalt dargestellt. Die Steigerung des Einkommens eines bundesrepublikanischen Durchschnittshaushaltes ist von einem unverkennbar positiven Trend geprägt und weist nur eine Abflachung als Folge der Rezession 1966/67 auf. In den letzten zehn Jahren verdoppelte sich das Einkommen nahezu von 791 DM auf ca. 1530 DM.
Bild 1 Quellen: VDA-Statistik und ZVEI-Statistik (Stand aller Graphiken: 31.12.1972).
Bild 2 Quelle: Statistisches Jahrbuch 1972.
Bild 3 Quellen: Philips Marktforschung und Volkszählung 1970.
Bild 4 Quellen: Bundespost und Philips Marktforschung.
Bild 5 Quelle: Philips Marktforschung.
Bild 6 Quellen: Post- und Verbandsstatistiken.
Bild 7 Quelle: Philips Marktforschung.
Bild 8 Quelle: Philips Marktforschung.
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Einkommensentwicklung und Haushaltszunahme (Fernseh-Taschenbuch 1973)
Steigenden Einkommen stehen im Fernsehgeschäft praktisch gleichbleibend niedrige Preise gegenüber. Sie sind selbstverständlich ein positiver Faktor im Bemühen um die Käufergunst und tragen zu einer stetigen Aufwärtsentwicklung des Marktes bei. Als dritte Ursache muß auf die ständig zunehmende Zahl der einzelnen Haushalte hingewiesen werden.
Bild 3 gibt hierüber Auskunft. Allein seit Einführung des Farbfernsehens in 1967 haben die Haushalte in der Bundesrepublik um 1,1 Millionen zugenommen. Und daß zu den ersten Einrichtungsgegenständen eines neugegründeten Haushalts heute auch der Fernsehempfänger gehört, ist ein erfreulicher Aspekt für unsere Branche.
Teilnehmeranmeldungen und Fernsehgeräteverkaufszahlen
In früheren Jahren galt die amtliche Statistik der Deutschen Bundespost als Gradmesser für die jährlichen Fernseh-Neuzugänge und damit auch für den Gesamtbestand, von dem man auf die Sättigungsquote schließen konnte.
Dieses Verfahren funktionierte allgemein recht gut bis zu dem Zeitpunkt, an dem neben Ersatzkäufen in größerem Ausmaß auch Zweit- und Drittgeräte im Umsatz des Fachhandels eine Rolle zu spielen begannen. Hinzu kam die ebenfalls größer werdende Zahl der gebührenfrei fernsehenden Käufer und die ab 1967 gleichfalls nicht separat erfaßten Farbfernsehgeräte.
Die Graphik in Bild 4 zeigt dies recht eindeutig.
Aus der unteren Kurve kann man die postalisch erfaßten jährlichen Neuanmeldungen entnehmen, die bis etwa 1963 mit den um rund 10 bis 15 Prozent darüberliegenden Verkaufszahlen parallel liefen. Nach der absoluten Neuanmeldungsspitze von 1,5 Millionen begann jedoch der stetige Rückgang der jährlich neu hinzukommenden Teilnehmer.
Er betrug 1972 noch nicht einmal mehr eine halbe Million. Die Verkaufsstatistik weist dagegen für das Jahr 1972 über 3 Millionen neue Schwarzweiß- und Farbfernsehgeräte aus. Die oberen Kurven in Bild 4 zeigen diesen enormen Anstieg und weisen gleichzeitig den Anteil der Schwarzweiß- und Farbgeräte daran aus. Die Bundespostaufstellung hat heute ihre ursprüngliche Aussagekraft verloren und gibt nur noch Aufschluß über die Gesamtzahl der gebührenpflichtigen Fernsehteilnehmer, sie betrug am 1. Januar 1973 genau 17.100.133.
Fernseh-Sättigung (Fernseh-Taschenbuch 1973)
Vor Beginn des Farbfernsehens lag die Sättigungsquote bei rund 60 Prozent. Die Graphik in Bild 5 verdeutlicht die Entwicklung durch eine Gegenüberstellung der Haushalte mit und ohne Fernsehgerät. Der steile Anstieg führte bis 1972 zu insgesamt 19,59 Millionen Fernsehhaushalten, was bei einer Haushalts-Gesamtzahl von 22,4 Millionen eine Sättigungsquote von 87,4% bedeutet. Die Kurve zeigt noch kaum abflachende Tendenz.
Die dritte Kurve unten rechts weist auf den Anstieg der mit Farbfernsehgeräten ausgestatteten Haushalte hin. Für Ende 1972 schätzte man ca. 3,22 Millionen Farbgeräte in Betrieb, d. h. in 14,3 Prozent aller Haushalte der Bundesrepublik wurde zu dem Zeitpunkt schon farbig ferngesehen. Bezieht man dies auf die reinen Fernsehhaushalte, ergibt sich sogar eine Quote von 16,4 Prozent. Das ist für fünf Farbfernsehjahre eine stolze Zahl, nur in Schweden ist der vergleichbare Prozentsatz etwas höher.
Ein interessanter Vergleich der Fernseh-Sättigungsquoten nach jeweils 20 Fernsehjahren ist in Bild 6 enthalten. Die beiden führenden Fernsehländer der Welt sind Japan mit fast 100prozentiger Sättigung und die USA mit rund 91 Prozent nach zwei Jahrzehnten.
Unsere Kurve liegt mit jetzt 87,4 Prozent noch darunter, dürfte aber in naher Zukunft auch einen mehr horizontalen Verlauf nehmen, d. h. dann den endgültigen Sättigungspunkt erreicht haben. Die lange Zeit parallel zu uns aufsteigende englische Sättigungskurve wurde bereits vor einigen Jahren durch den auch aus Bild 4 hervorgehenden steilen Anstieg übertroffen.
Zweit- und Drittgeräte
Der Markt für Zweit- und Drittfernsehgeräte hat sich in den letzten Jahren stark ausgedehnt. Die Entwicklung ist in Bild 7 anhand der Haushalte mit zwei und mehr Fernsehempfängern dargestellt: Die rund zwei Millionen Haushalte ergeben bereits eine Sättigung von knapp über 10 Prozent bezogen auf die Gesamtzahl der FS-Haushalte.
Wie groß beispielsweise die Bedeutung der tragbaren Fernsehempfänger bereits geworden ist, geht aus der Tatsache hervor, daß 1972 ungefähr 35 Prozent aller Schwarzweißgeräte auf die Klasse der Portables entfielen. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß der Anteil tragbarer Schwarzweißgeräte noch weiter stark ansteigen wird, und zwar sowohl am gesamten Schwarzweißmarkt wie auch als Zweit- und Drittgerät in der Wohnung. Mit einem ähnlichen Markterfolg für Farbportables dürfte dagegen erst in einigen Jahren zu rechnen sein.
Ausblick (Fernseh-Taschenbuch 1973)
Zusammenfassend kann man sagen, die Voraussetzungen für ein weiterhin gutes Fernsehgeschäft sind gegeben. Die Marktentwicklung hängt zwar von vielen Einzelfaktoren ab, aber wir haben gesehen, daß diese durchweg positiv sind. Auch die Programmseite hat das Ihre dazu beigetragen, was u. a. aus dem großen Anteil der Farbsendungen deutlich wird. Damit ist ein ständiger Anreiz für die noch schwarzweiß fernsehenden Interessenten gegeben, auch bald farbige Sendungen zu genießen. In Bild 8 wird ein Blick auf den Gesamtmarkt anhand der jährlichen Verkäufe von Schwarzweiß- und Farbgeräten gegeben, die sehr positive Entwicklung gibt auch für die Zukunft weiterhin gute Aussichten.
Abschließend eine Schätzung der Erwartungen: Im Inland kann man damit rechnen, daß bis 1980 von den dann rund 24 Millionen Haushalten etwa 92 Prozent mit Fernsehgeräten ausgestattet sind und davon ca. 60 Prozent Farbgeräte sein werden.
Schon Ende 1976 dürften annähernd 9,2 Millionen Farbgeräte, 14,4 Millionen Schwarzweiß-Tischgeräte und 4,4 Millionen Schwarzweiß-Portables in Betrieb sein, insgesamt also 28 Millionen Empfänger in den Haushalten der Bundesrepublik stehen. Die Sättigung (Penetration) liegt dann bereits bei 123 Prozent, und man kann annehmen, daß zum genannten Zeitpunkt in jedem dritten Haushalt ein Zweitgerät vorhanden ist.
Weiter geht es mit einer Beschreibung des modernen Philips K9
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