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Ein Kommentar zum Ende des Wiesbadener Stadtmuseums

Aushängeschild Kurhaus
Der Autor Gert Redlich 2008
eine Fotomontage

von Gert Redlich im Jan 2015.
Wir schreiben jetzt Januar 2015 und das seit ca. 10 Jahren geplante und auch beschlossene Wiesbadener Stadtmusum ist zum Glück endlich gestorben - endlich tot !

Was damals mit hehren Ideen und tollen Wünschen anfing
, ist zu einem gigantischen Koloss mutiert und wurde immer weiter aufgebläht, bis man vor lauter Euro-Millionen das Ziel nicht mehr erkannte.

Irgendwann kam dann doch heraus, daß es nur ganz ganz wenige "alte Grufties" waren (ich bin mit meinen 65 Jahren inzwischen auch ein Grufti), die sich "Ihr" Museum - aber bitte schön von der Allgemeinheit finaziert - bauen und vor allem bezahlen lassen wollten.

Und so nach und nach kamen auch die gigantischen Zahlen ans scheue Licht der Öffentlichkeit. Von den anfänglichen 15 Millionen war man Mitte 2014 so meilenweit entfernt - (Nachtrag : Durchgesickert - es wären aus den 15 Millionen sogar über 80 Millionen Euro geworden.) - fast wie bei den Wiesbadener Rhein-Main-Hallen.

Von den am Nürburgring "versandeten" 350 Millionen
oder gar den 250 Millionen am Flughafen Kassel Calden oder gar dem Milliarden Dessaster Flughafen der Bundeshauptstadt Berlin wollen wir da noch gar nicht reden.

Doch die Wiesbadner Rhein-Main Hallen
- also unser neues Kongresszentrum - hatten auch mal mit populistischen erschwinglichen 80 Millionen angefangen - inzwischen bekommt "man" monatlich eine kleine "unvermeidliche" Steigerung untergeschoben oder gar untergejubelt und auf einmal spricht "man" nach 130 Millionen und 190 Millionen bereits von 210 Millionen für das neue "Kongresszentrum".

Ja sind die denn alle verrückt ?

Da möchte sich also eine ganz kleine Gruppe (oder Truppe) von historien-begeisterten Mitmenschen ein Museum bauen lassen, aber die nächste und übernächste Generation soll es doch bitte bezahlen.

Ich zumindest finde das absolut unverschämt und frech, den jungen Menschen etwas aufzubrummen - also eine Zukunftslast - , ein Museum, das die zudem gar nicht haben wollen.
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Ich hatte lange Zeit das Gefühl, da schrammt die Demokratie ganz hart am Abgrund. Und dann kam ein völlig unerwarteter Lichtblick. Einer der ganz alten Politiker - Horst Klee (geb Nov 1939) - und sogar aus der CDU - brachte öffentlich harsche Kritik an dieser politischen Praxis der geheimen Verträge und des hartnäckigen Ignorierens des Volkeswillens an. Und promt wurde er von allen politischen und interesierten Kreisen und Seiten samt seiner eigenen Partei heftigst angeschossen, was der alte Gruftie denn da wolle, er solle gefälligst seinen Mund halten.

Und wieder fand ich das absolut unverschämt und frech, jemandem - egal wem - den Mund verbieten zu wollen. Damit haben sich die politsichen Parteien in Wiesbaden in eine ganz ganz "komische" Ecke manövriert, die eigentlich im April 1945 und im Herbst 1989 aufgehört haben sollte. Und sie haben der steigenden Politikverdrossenheit kräftigsten Vorschub geleistet. War da nicht etwas mit einer "Pegida", also Mitbürgern, die sich auch nicht ernst genommen fühlen.
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Das Für und Wider eines (Wiesbadener) Stadtmuseums . . .

Der ZDF Mann Guenter Bartosch
hier mit OB Dr. Müller
Mr. Ampex = Tom Majanovic
Film- und Foto-Museum

Und das hier ist natürlich (nur) meine Sicht der Dinge:
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Beim Abwägen eines "Für und Wider" fällt sofort auf, daß die Befürworter viel zu wenig nachdenken und "ihr" Museum um jeden Preis an jedem xbeliebigen Ort - Hauptsache in Wiesbaden - haben möchten. Und dabei spielt es auch überhaupt keine Rolle, daß dann später niemand kommt, weil es in einer verkehrsmäßig völlig unzugänglichen Gegend läge.
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Bei den langen Vorarbeiten müsste sich doch mal jemand ernsthafte Gedanken darüber machen, wie es mit dem Drum-Herum eines Museums überhaupt aussieht und vor allem, wer denn später die "Kunden", also die Besucher sein sollten und wer sie dann wirklich auch wären.

Unsere alten Mitstreiter im Fernsehmuseumsverein
Tom Marjanovic (2014 †) und auch Günter Bartosch (2013 †) hatten immer wieder gepredigt, analysiere zu allererst, wer denn deine "Kunden" seien. Einen Einblick in unsere Zielgruppen-Gedanken und auch in unsere Standort-Gedanken finden Sie hier.

Da ich mich seit etwa 2007 sehr intensiv mit der "Welt der Museen" beschäftige und weit über 50 (technische) Museen in Deutschland besucht habe, kann ich Erstaunliches verkünden. Insgesamt sind die Besucherzahlen seit der Jahrtausendwende sehr sehr mau. Ausnahmen sind hier (in unserer Gegend) nur die ganz ganz großen Museen in Frankfurt, Mannheim und insbesondere Speyer. Alle anderen Museen - egal wo und egal wie groß - fristen ein trauriges, beinahe verschämtes Lückendasein.

Manche wirklich schönen kleinen Museen
wie zum Beispiel das Film-und Foto-Museim in Deidesheim in der Pfalz (rechts im Bild) sind einfach am falschen Ort. Dort treffen sich fast nur (ganz wenige) Sammler und dann noch zufällige Feuerwehr- und Landfrauen- Ausflügler - vor oder nach der hauptsächlichen Weinprobe - aber alles zufällig, weil noch etwas Zeit war. Von direktem Interesse ist da keine Spur.

Meine Umfragen in Wiesbaden (2015) - in den letzten 4 Jahren

So habe ich in Wiesbaden so gut wie alle meine Freunde, Bekannten und Zufallsbekannten und sogar völlig fremde Menschen einfach mal gefragt, welche Stadtmuseen sie jemals besucht hatten. Also ob sie mal in Frankfurt, Offenbach, Hanau, Bad Homburg, Friedberg, Gießen, Marburg, Wetzlar oder Limburg, Bad Schwalbach oder Rüdesheim waren. Die eingesammelten Antworten waren absolut eindeutig - nämlich allgemeines Desinteresse - und auch für uns als aktive und engagierte Museumsleute eine Ernüchterung.

Das geplante Wiesbadener Stadmuseum wird ja überwiegend mit dem Argument beworben, die Landeshauptstadt Wiesbaden dadurch überregional attraktiver zu machen. Vermutlich hat man bei den beharrlichen Befürwortern auch schon erkannt, daß die Massen der Wiesbadener Bürger da sowieso nicht rein gehen werden.

Wenn also die Wiesbadener nicht mal die umliegenden Stadtmuseen kennen, geschweige denn besuchen würden oder wollten, wer käme dann wirklich von Außerhalb in ein Wiesbadener Stadtmuseum - wenn er es überhaupt kennt - das die gleichen Pinkeltöpfe oder Grabsteine oder Nähmaschinen oder sonstige Kücheneinrichtungen aus alter Kaiser-Zeit zeigt - wie die dortigen lokalen Stadtmuseen auch. Selbst die 4000 alten prähistorischen Brocken - Geschenke aus dem hessischen Landesmuseum - lockten und locken niemanden mehr hierher. Die sollten nämlich entsorgt werden.
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...... und wie wäre es mit einem Fernsehmuseum ?

In 2006 war der Oberbürgermeister Hildebrand Diehl sehr angetan
und er hat sich über 2 1/2 Stunden alles ganz genau zeigen lassen und einen bemerkenswerten Vorschlag gemacht :
Aquirieren Sie Sponsoren für 50%
OB Diehl kam nämlich ins Grübeln

Natürlich haben wir auch eine Abschätzung für ein Wiesbadener Fernsehmuseum gemacht und mal etwas genauer evaluiert, welche Besucher wir mit einem bundesweit einzigartigen Fernsehmuseum (wenn es dann wirklich einzigartig wäre) wirklich locken könnten. Die Ergebnisse sind ebenfalls sehr ernüchternd.

Es müsste ein erheblicher Werbeaufwand
getrieben werden, um mit großem finanziellen und vor allem auch personellen Aufwand eine attraktive Ausstellung hin zu bekommen, damit ein Schneeball-Effekt einträte. Und dieser Aufwand ist wirklich nicht zu unterschätzen.

Auch hier gelten die gleichen Grundgedanken :

Eine ebeneerdige Ausstellungsfläche wegen der hohen Deckenbelastung der technischen Geräte, eine Zufahrt für größere Lieferfahrzeuge und dazu direkt anliegende Parkplätze für mindestens 2 Busse und bestimmt 10 oder mehr PKWs.

Und dann kommen eine unendliche Zahl an zermürbenden Kleinigkeiten von Heizung und Lüftung, Starkstromanschluß, Notbeleuchtung, Notausgängen über Toiletten und das alles bitte barrierefrei und noch vieles mehr.
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Es gab da mal einen sehr guten Vorschlag . . . .

um jedweden Förderern, Historien-Fans und Träumern "etwas Wasser in die Püschen" zu gießen.

Bringen "Sie" einfach die finanziellen Millionen-Zusagen von bereits geworbenen und seriös überzeugten Sponsoren ins Wiesbadener Rathaus zum (jeweiligen) Oberbürgermeister und locken - oder besser - konfrontieren Sie ihn dann mit diesem Spruch :

  • "Also Herr Oberbürgermeister, wie mit Ihrem Vorvorgänger vereinbart, hier sind unsere 50% des Museums" !

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Fordern sie jetzt vom Oberbürgermeister energisch die zugesagten restlichen 50% von der Stadt Wiesbaden - samt der organisatorischen und ämterseitigen Unterstützung .... und ich verspreche ihnen - dann bekommen Sie Ihr Museum - ganz bestimmt.

Januar 2015 - von Gert Redlich.
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Nachtrag im August 2015 - Ein LESERBRIEF

1. August 2015 im Wiesbadener Kurier abgedruckt :
(Mit dem Thema Stadtmuseum beschäftigt sich dieser Leser:)

Die Bodenhaftung verloren

Gehts noch?, möchte man den Förderverein Stadtmuseum und dessen Vorsitzenden Jochen Baumgartner fragen. Die 2b-Lage im ehemaligen Gerichtsgebäude in der Moritzstraße sei für ein Stadtmuseum nicht geeignet. Der Förderverein besteht auf einen Neubau in 1a-Lage.

Da hat der Förderverein wohl völlig die Bodenhaftung verloren. Fast täglich berichtet die Presse, dass unsere Kinder in Schrottimmobilien unterrichtet werden. Wir erleben jeden Tag, wie die für die Zukunftsfähigkeit der Stadt wichtige Infrastruktur verrottet und ein Grüppchen von Kulturheilsbringern besteht auf ein völlig überflüssiges Millionenprojekt, das keiner vermisst und keiner braucht.

Die Arroganz der Argumentation, das Stadtmuseum sei eine unverzichtbare Einrichtung, durch deren Nichtexistenz die Sammlung Nassauischer Altertümer der Öffentlichkeit unterschlagen werde, spricht für sich.

Fakt ist, die Politik in Wiesbaden hat den Plan für ein Stadtmuseum - nicht zuletzt aus finanziellen Gründen - endlich aufgegeben. So stellt sich die berechtigte Frage: Was legitimiert den Betrieb eines Projektbüros?

In der Privatwirtschaft bedeutet der Wegfall eines Arbeitsgebiets Versetzung, Übertragung einer anderen Aufgabe oder betriebsbedingte Kündigung. Die so frei werdenden Mittel könnten an vielen Stellen unserer Stadt wertstiftend eingesetzt werden.

Harald Edel, Wiesbaden im Juli 2015 - veröffentlicht am 1. August 2015
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