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Die Besonderheiten der ersten Filmkameras um 1910

Eine Ernemann-C aus 1914
Der FIlm in der Kamera
Die Bildfensterplatte
Das eigentliche Bildfenster
Duchscheinender Film
Negativ-Film mit Belichtungs-Schatten - dieser Streifen lag nur 1 Std in der Sonne

Nachdem heute in 2020 sowieso nur noch ganz wenige Spezialisten und Kameraleute wissen, wie das mit dem Film überhaupt funktioniert hatte und auf was man alles zu achten hatte, schauen wir noch etwas weiter zurück.

Als es mit "dem Filmen" so um 1895 anfing, wurden die ersten Film-Kameras regelrecht gebastelt. Es waren lichtdicht zusammengebaute Holzkisten, die vorne eine anfänglich simple Optik hatten. Ein Sucherrahmen im oder am Holzgehäuse deutete an, was aufgenommen wird.
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Das funktionierte leidlich, doch der Bediener, später hieß er "Kameramann" konnte nicht wirklich sehen, was da auf seinen Film drauf kam. Das mit dem seitlichen Sucher war wegen der Paralaxe und der vom Gefühl her eingestellten korrekten Schärfe sehr oft unbefriedigend. Vor allem, der Produzent und/oder Kameramann wusste ja erst nach dem Entwickeln und Vorführen des Films, ob das alles geklappt hatte.

Warum heißt es „Ein Film wird gedreht“? Um bewegte Bilder zu erreichen, müssen mindestens sechzehn Bilder pro Sekunde mit Hilfe eines Schrittschaltwerks in der Kamera belichtet werden. Dieser Schaltmechanismus muss gedreht werden. Früher mit Hilfe einer Handkurbel, später durch ein Federwerk oder einen Elektromotor.
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Eine neue Idee ..... den Film selbst als Mattscheibe benutzen

Mit der Verbesserung der Optiken, vor allem der austauschbaren Objektive verschiedener Brennweiten, wurde der Durchsicht-Sucher konstruiert. Die (alte) Technik mit dem nebendran montierten Sucher funktionierte immer schlechter.

Mit der neuen Technik schaute der Kameramann durch eine Fernrohrlupe von hinten auf den unbelichteten Film im Bildfenster seiner Kamera, so dass er jetzt (bei größtmöglicher Blende) den Bildausschnitt und die Schärfe am echten Bild auf dieser „Mattscheibe“ einstellen konnte. Das funktionierte auch, während der Film zur Aufnahme in der Kamera lief.

Das Schwarz-weiß-Filmmaterial hatte damals eine leidlich durchscheinende Emulsion. Es war bei weitem nicht "durchsichtig", sondern "durchscheinend". Doch was wichtig war, der Kameramann sah wegen der Fernrohrlupe auf dieser „Mattscheibe“ ein seitenrichtig aufrechtstehendes Bild seines Objektes. Im Normalfall betrachtete und kontrollierte der Kameramann durch das Okular sein Filmbild.

In den seltenen Fällen, wenn keine Schwenks oder andere Kamerabewegungen benötigt wurden, konnte er ohne Bildkontrolle neben seiner Kamera stehen. Dann musste, um eine Zweitbelichtung zu vermeiden, das Okular verschlossen werden. Die Technik, den Film als Mattscheibe zu benutzen, war ab 1910 erfolgreich. Bis 1960 wurden solche Kameras gebaut und verwendet.
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Natürlich gab es auch da Randbedingungen

Da der Kameramann von hinten durch sein Okular auf den Film sah und dazu auch die Blende des Objektivs vorne drauf bis zum Anschlag geöffnet werden mußte, war das abgebildete Bildfenster schon recht dunkel. Man konnte so nicht "drehen". Die Blende mußte wieder zurück auf den dem Tages-Licht entspechenden Wert eingestellt werden und das Okular hinten mußte während des "Drehs" lichtdicht verschlossen werden.

Laut Kameramann Hirsch war das mit dem Okular ein kompliziertes mechanisches System, da der Kameramann mit der am Okular angelehnten Stirne oder den (drückenden) Augenbrauen die Iris-Blende des Okulars öffnete, dann den Bildausschnitt und die Schärfe einstellte und duch Zurückziehen des Kopfes dieses "Lichteinfalls-Loch" automatisch wieder schloß. Jetzt noch die Blende des Objektivs zurückstellen und nun konnte gedreht werden.
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Doch diese Technik war nur von kurzer Dauer

Die sogenannte Lichthof-Schutzschicht war anfänglich nahezu transparent. Zusammen mit dem Filmmaterial und der lichtempfindlichen Beschichtung war das anfänglich eine durchaus brauchbare Mattscheibe.

Dann wurde das Filmmaterial verbessert. Vor allem die Lichtempfindlichkeit wurde gesteigert. Immer weniger Licht musste auf das Filmbild. Das erfreute die Auftraggeber, Produzenten und Regisseure. Man sparte Scheinwerfer und damit Geld. Aber das verstörte die Kameramänner. Man sah nämlich immer weniger auf der Mattscheibe und als dann der Farbfilm kam, war es ganz aus mit dieser Technik. Das Filmmaterial war nicht mal mehr im Ansatz "durchsichtig" oder "durchscheinend".

Das war die Stunde und der Durchbruch für die Firma ARRI aus München mit ihrer ?Spiegelreflexkamera Entwicklung. Diese wiederum ganz neue Kamera-Technik wurde bereits 1937 vorgestellt, war aber recht teuer und durch Patente geschützt. Erst um 1955 konnte sich die Spiegelreflex-Technik auf breiter Front durchsetzen.
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