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Artikel, Zitate und Infos stammen aus der Funk-Technik, der Funkschau, den RTMs, Kameramann, der FKT, den Schriften von Philips und Zeiss Ikon und Anderen. Mehr über die verfälschten historischen Informationen ab 1933 über 1945 bis weit in die 1980er Jahre.

aus der FUNK-TECHNIK Nr. 21/1947 (1. Nov. Heft)
Das Editorial

Nr. 21 / 1947 - 2. JAHRGANG

Schluß mit der (Röhre) RV12P2000

Die Universal-Pentode RV12P2000 war eine der meist verwendeten Wehrmachtröhren, von der bei Kriegsende noch riesige Lagervorräte vorhanden waren. Da diese Röhre ihre Brauchbarkeit in allen Empfängerstufen - bei Beachtung gewisser Vorsichtsmaßnahmen sogar als Netzgleichrichterröhre - bewiesen hat, war es nur zu begrüßen, daß die vor mehr als zwei Jahren sich wieder belebende Rundfunkindustrie auf diese damals in Massen vorhandene Röhre zurückgriff und sie als Austauschröhre für die fehlenden Rundfunktypen benutzte.

Inzwischen hat sich manches geändert, und die P2000 ist jetzt so selten geworden, daß für sie bereits Preise gefordert werden, die für die meisten Hörer'und Bastler einfach unerschwinglich sind. An und für sich wäre darüber gar kein Wort zu verlieren, denn schließlich kann jeder mit seinem Gelde machen, was er will. Aber daß es selbst in Industrie- und Handelskreisen Leute gibt, die solche Schwarzmarkt- preise indirekt unterstützen, indem sie durch das Herausbringen von weiteren P2000 Empfängern die Nachfrage nach dieser Röhre - und damit die Preisforderungen - ständig steigern, ist schon weit bedenklicher!

Solide Friedensgrundlage . . .

Außerdem sollten wir doch allmählich beginnen, unsere Geräte- produktion auch technisch wieder auf eine gesunde und solide Friedensgrundlage zu stellen. Dazu gehört auch die Abkehr von allen Austauschröhren, vor allem aber von der P2000. Solange Produzent und Händler ihre Erzeugnisse von Haus aus gleich bestücken, mag man vielleicht auch heute noch die P2000 als Notlösung hinnehmen. Es muß aber schärfstens Stellung dagegen genommen werden, wenn die Geräte ohne Röhren abgegeben werden, zumal der Hersteller nur zu genau weiß, daß die P2000 kaum noch aufzutreiben ist.

Wie soll dann da der Apparatekäufer, der doch keinerlei Beziehungen zum Fachhandel besitzt, zu seinen Röhren kommen? Trotzdem werden die Empfänger munter weiter ohne Röhren verkauft. Weshalb denn auch Rücksicht auf den Käufer nehmen? Der Kunde kann zusehen, wie er den Kasten zum Spielen bringt. Ohne Röhren dürfte das allerdings ein aussichtsloses Beginnen sein. Und die Folge: der Schwarzhandel kann wieder einen neuen Kunden verbuchen.

Die bösen Empfänger - Baukästen (des Max Grundig)

Es gibt aber noch eine weitere, ebenso unerfreuliche Zeiterscheinung: Eine Reihe von Rundfunkhändlern - nicht nur in Berlin - sind (leider) auf den Gedanken gekommen, ihr zweifellos sehr schwaches Geschäft durch den Verkauf von Empfänger-Baukästen zu heben. Gegen dieses Vorhaben wäre absolut nichts einzuwenden, wenn die Geschichte nicht einen Haken hätte. Etwas fehlt nämlich in den Baukästen, und zwar das Wichtigste: die Röhren. Ohne Röhren ist nun aber ein Baukasten das gleiche wie ein Faß ohne Boden, mit beiden läßt sich nichts anfangen. Außerdem ergibt sich bei der Preisbeurteilung solcher Baukästen durch das Fehlen der Röhren ein ganz falsches Bild. Ohne Röhren erscheint der Baukasten preislich sehr vorteilhaft, da er ja nur billige Teile und einen ganz einfachen Lautsprecher enthält; wenn man aber die außerordentlich hohen Röhrenpreise hinzurechnet, dann wird der ganze Empfänger letzten Endes doch teurer als ein fertig gekaufter und bestückter Apparat, von dem man dann wenigstens weiß, daß er funktioniert.
Über den Max Grundig und sein kleines Imperium lesen Sie viele viele Seiten hier im Tonbandmuseum.

Anmerkung der Redaktion :

Museum Fuerth Heinzelmann-original

Diese Idee (mit dem Heinzelmann- Radio-Baukasten) hatte Max Grundig aus Fürth in der amerikanischen Zone. Er umging mit diesem "Trick" das Verbot des Verkaufs von dringend gewünschten und geforderten Radiogeräten. Und er war phänomenal erfolgreich. Damit bekam er auch Neider, viele Neider sogar, vor allem bei denen, die sich mit solchen (neudeutsch) progressiven Ideen nicht anfreunden konnten oder wollten.
Und die Funk-Technik kam ja aus dem zwar total zerstörten, aber immer noch recht hochnäsigen Berlin. Damit war für einen Berliner das ferne Bayern sowieso fast mit Österreich gleichzusetzen (also = deutschsprachiges Ausland). Im Heinzelmann waren in der Wechselstromversion sowieso keine P2000 und später gar keine P2000 mehr.

Argument und Gegenargument

Daß dem Baukasten keine Röhren beiliegen, sei gar kein so großer Nachteil, wurde mir von verschiedenen Verkäufern auf meine Einwände entgegnet. Denn die Baukästen seien für den Bastler bestimmt, und gerade der hätte gewiß noch irgendwelche Teile in seinem Besitz, die er nicht brauche und gegen Röhren eintauschen könne. Ja, könne, falls . . . und wenn . . . Aber erstens kauft sich kein ernsthafter Bastler einen Baukasten, genau so wenig wie ein begeisterter Briefmarkensammler sich ein fertig geklebtes Album zulegen würde. Gerade der Bastler wird die benötigten Einzelteile selbst einkaufen, er wird selbst in die Läden gehen und die Teile nach seinen Plänen und nach seinem Geschmack und Geldbeutel aussuchen. Zweitens wird mir jeder Bastler recht geben, wenn ich behaupte, daß gerade heute das Primäre die vorhandenen Röhren sind und daß danach die Schaltung ausgesucht wird und nicht umgekehrt. Und drittens: wenn ein Röhrentausch, zumal mit der P2000, heute so einfach wäre, wie es die Verkäufer der Baukästen hinstellen, ja, weshalb tauschen sie nicht selbst, wo sie doch weit mehr und besseres Tauschmateriai besitzen als ein Bastler?

Argumente wider den Markt.

Doch sie wissen schon, weshalb sie nicht einmal den Versuch dazu unternehmen. Weil eben kaum noch eine P2000 aufzufinden ist, ganz zu schweigen von einem ganzen Röhrensatz. Denn sonst wären schließlich die Preise nicht so erschreckend hochgeklettert.

Weshalb also röhrenlose Baukästen und unbestückte Empfänger ? Meine sehr verehrten Herren Fabrikanten und Händler, packt die notwendigen Röhren gleich den Baukästen bei und bestückt die Empfänger, andernfalls hat die ganze Sache gar keinen Zweck. Und selbst dann, bitte, mit der P2000 sehr, sehr sparsam umgehen, denn wenn schon der Fachmann bei seinen Beziehungen keine Röhren für die Erstbestückung beschaffen kann, wie soll da der einfache Hörer zu Ersatzröhren kommen? Industrie und Handel wollen doch nicht etwa als Bahnbrecher für den Schwarzmarkt gelten?

Es ist doch eher ein Zeichen für den Mangel.

Es soll keineswegs bestritten werden, daß es mit unserer Versorgung mit Rundfunkröhren im Augenblick noch sehr traurig aussieht und daß die Nachfrage bei weitem das Angebot übertrifft. Aber wenn nun schon Empfänger und Baukästen auf den Markt kommen sollen, dann, bitte, nur mit solchen Röhren, die sich tatsächlich in Produktion befinden und die eines Tages wieder einmal in größeren Mengen bereitstehen werden. Aber nicht mehr mit der P2000 bestücken, die weder heute noch überhaupt jemals wieder hergestellt wird.

Seit mehr als zwei Jahren hat die RV12 P2000 in unzähligen Fällen ihre Aufgaben erfüllt. Doch selbst der tiefste Brunnen schöpft sich einmal leer; heute sind die Vorräte an der P2000 auf gebraucht, und die Röhre zählt zu den größten Seltenheiten des Marktes und gibt keine gesunde Basis mehr für Neuentwicklungen ab. Daher: Hände weg von der P2000!

Auch die FUNK-TECHNIK wird in Zukunft keine Baubeschreibungen mehr mit der P2000 veröffentlichen und davon absehen, Industriegeräte zu besprechen, die mit dieser Röhre bestückt sind. O. P. H.


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